Aus der Geschichte des Ev.-Luth. Diakonenhaus Moritzburg

Gegründet wurde das Diakonenhaus als „Diakonenbildungsanstalt mit Rettungshaus“ am 1. Mai 1872 durch Emil Höhne in Obergorbitz bei Dresden. Höhne war ein Schüler Johann Hinrich Wicherns, einem der bedeutenden Gründerväter der Diakonie im 19. Jahrhundert. Ihm war es wichtig, dass die soziale Arbeit, insbesondere an Kindern und Jugendlichen, mit der geistlich-theologischen Bildung verbunden wird.

Sehr bald wurde der Platz in Obergorbitz zu eng und man zog 1899 nach Moritzburg um, wo man auf dem Gelände zwischen der heutigen Emil-Höhne-Straße und dem „Knabenberg“ ein „Diakoniedorf“ mit dem Schwerpunkt Erziehungsarbeit errichtete, die "Brüderanstalt", wie sie später auch genannt wurde. Die Arbeit blühte sehr rasch auf, bald kamen auch Außenstellen in Rödern und Steinbach hinzu.

Große Einschnitte brachte die Zeit von 1941-1943, in welcher dem Diakonenhaus die sozialen Arbeitsfelder genommen wurden und man zum Verkauf von Gebäuden und Ländereien genötigt war. 1942 wurde das ganze Areal der "alten Brüderanstalt" zwangsweise verkauft, was auch in DDR-Zeiten nicht rückgängig gemacht wurde. Aus diesem Grund wurden Grundstücke in der Bahnhofstraße 9 (heute Ev. Bildungszentrum) und die alte Schloßschänke in der Schloßallee 4 gekauft und umgebaut.

In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg konzentrierte sich die Arbeit des Diakonenhauses insbesondere auf die Ausbildung von Gemeinde- und Kantordiakonen, welche vor allem in der kirchgemeindlichen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen tätig waren. Diese Ausbildung fand im so genannten Brüderhaus (heute Wohnbereich der Studierenden) sowie im Bachhaus (heute Sitz der Hauptverwaltung des Diakonenhauses) statt.

Nach 1990 erfolgte eine Rückübertragung der früheren Liegenschaften und Arbeitsbereiche des Diakonenhauses. Man gründete die Fachhochschule für Religionspädagogik und Gemeindediakonie, die seit 2011 die Bezeichnung Evangelische Hochschule Moritzburg trägt. Man errichtete das Seniorenzentrum Haus Friedensort und nahm die soziale Arbeit wieder auf, insbesondere in den Bereichen Kinder- und Jugendhilfe sowie Suchthilfe.

Nicht alle in den 1990er Jahren neu errichteten Arbeitsbereiche hatten auf Dauer Bestand. So existiert zum Beispiel heute keine Drogenklinik mehr in Moritzburg. Insgesamt aber kann man sagen, dass sich das Diakonenhaus zu einem vielfach geschätzten Träger von Bildung und diakonischer Arbeit entwickelt hat.

Noch mehr Geschichte: Pfad der Nächstenliebe

Wer sich noch mehr für die Geschichte des Ev.-Luth. Diakonenhauses Moritzburg und seiner Einrichtungen interessiert, dem sei der Pfad der Nächstenliebe empfohlen, der zum Jubiläum 2022 eingeweiht wurde.

Wir laden Sie ein, Moritzburg abseits der touristischen Pfade kennenzulernen. An 15 Stationen erhalten Sie Informationen über das Leben und die Arbeit in den Einrichtungen des
Diakonenhauses in den letzten 150 Jahren. Der „Pfad der Nächstenliebe“ ist als Rundweg angelegt und Sie können ihn an jeder beliebigen Station beginnen. Zusätzlich zu den Info-Tafeln in Moritzburg können Sie sich auch auf unserer Internetseite jede einzelne Station mit weiteren Informationen und vielen Fotos ansehen. Schauen Sie vorbei!

Notizen einer Chronik 

150 Jahre Diakonenhaus und Gemeinschaft Moritzburger Diakone und Diakoninnen

War es denn schon wieder soweit, dass die Moritzburger Gemeinschaft ein Jubiläum feiern konnte? Wir haben doch gerade erst ... Stimmt natürlich nicht, kommt uns manchmal nur so vor. 1972 haben wir das 100-jährige gefeiert und dann logischerweise 1997 das 125-jährige. Und nun war also die 150 dran. Kaum zu glauben, aber wahr und rechnerisch zu überprüfen. 2022 war es soweit. Deshalb wollten wir uns bis zum Jubiläum auf unterschiedliche Weise unserer Vergangenheit stellen. Wir wollten Erinnerungen wachrufen, auf längst Vergessenes hinweisen, Altes ganz neu in den Blick nehmen. Nachdenklich sollte es sein, manchmal zum Schmunzeln anregen, vielleicht sogar den berühmten „Aha-Effekt" auslösen.

In den Ausgaben des BRIEF AUS MORITZBURG, die bis zum Jubiläum erschienen, sollten jeweils 10 Jahre unserer Geschichte von 1872-2022 in den Blick genommen werden. Dazu haben wir (eine kleine Gruppe Geschichtsinteressierter) im Archiv gestöbert und ans Tageslicht gebracht, was vielleicht in einer Festschrift oder einer streng historischen Abhandlung nicht unbedingt einen Platz gefunden hätte, aber unsere Geschichte anschaulich macht. Wer den jeweiligen Anhang zum "Brief aus Moritzburg" sammelte, der hatte zum Jubiläum eine ganz eigene Chronik unserer 150-jährigen Geschichte.

Und nun - nach dem 150-jährigen Jubiläum gibt es noch ein "Bonusheft".

Christoph Wolf

Alle "Notizen einer Chronik" als PDF

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